Freitag, 6. Juni 2014

Revolver Heft 30

In den nächsten Tagen erscheint endlich das neue Revolver-Heft!




Aus dem Inhalt:

Kira Muratova:

Frauen sind Sklavinnen. Egal in welcher Gesellschaftsform, sie sind Sklavinnen. Man fragt mich oft, ob ich denke, dass es ein unterschiedliches Kino von Frauen und von Männern gibt. Ich war Ende der 80er in Créteil auf dem Frauenfilmfestival. Davor dachte ich immer, dass es dumm sei zu denken, Frauen machten andere Filme als Männer. Dort habe ich dann sehr viele harte Filme gesehen, überhaupt keine damenhaften. Weil die Frauen Sklavinnen sind, machen Sie rachsüchtige Filme. Sie nennen die Dinge beim Namen. Die Dinge haben an sich verschiedene Namen, liebevolle, grobe … Die Frauen, deren Filme ich dort gesehen habe, haben die harten bevorzugt.


Serge Bozon:

Wie also einen Film enden lassen? Hier geht es aber nicht darum, was am Schluss nicht erzählt wird, sondern was mitten im Verlauf der Filme fehlt. Es geht also ausschließlich um den Umgang mit Vorahnungen. Was der Zuschauer vorausahnt, will er bestätigt oder widerlegt haben. „Demnach wären Vorahnungen die Triebfeder all jener Künste, in denen der zeitliche Ablauf das eigentliche Spektakel ist. Das Daraufhin und das Danach beschäftigt unentwegt unsere Gedanken; wir sind trotzdem nicht in der Lage, das, was folgen wird, zu wissen – auch dank des Ansturms dessen, was gegenwärtig die Bühne erfüllt und was wir gerne wie einen Schleier zwischen uns und die Zukunft legen. (Alain)"


Ula Stöckl:

Mord und Tod spielen in meinen Filmen eine große Rolle, weil der Tod das Einzige ist, das einen definitiv trennt. Wir haben alle nicht gelernt mit Trennungen zu leben, die an uns und mit uns vollzogen werden. Ich habe auch überlegt: Was mache ich denn mit meiner Medea, wenn die jetzt die Kinder umbringt? Entweder ist sie eine Kriminelle, dann habe ich einen Krimi gedreht; will ich nicht. Oder sie kommt in die Psychiatrie und dann ist sie eine Verrückte; will ich auch nicht. Aber: die Gedanken sind frei und träumen lassen kann ich sie auch. In Gedanken kann man den Mut haben, alle lästigen Personen, oder die, von denen man sich nun trennen muss, weil sie schon weg sind, umzubringen. Jason hat Medea schon verlassen. Medea, bei mir heißt sie Dea, muss ihn und ihre Kinder loslassen. Das kann im Film bedeuten sie zu töten. 

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